Die SPD Fraktion im Hückelhovener Stadtrat wird den Neubau der Landstraße 364n nicht weiter befürworten. Die Grundlagen der weit über 20 Jahre zurückliegenden Planungen haben sich drastisch verändert. Nach intensiven Diskussionen mit allen Beteiligten über pro und contra des Projekts steht für fest, dass die Nachteile bei weitem überwiegen; zumindest nach heutigem Planungsstand.
Zu diesem Ergebnis sind wir gekommen, nachdem wir noch im Spätsommer vergeblich versucht haben, den zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW in einer Besprechung von der Notwendigkeit zu überzeugen, geeignete Lärmschutzmaßnahmen für die Wohnbebauung entlang der Trasse einzuplanen. Die absolute Kompromisslosigkeit des Landesbetriebes hat uns doch sehr überrascht. Zumal wir darauf hinwiesen, dass seinerzeit (30.08.2000) auf Antrag der SPD-Fraktion der Planfeststellungsbeschluss dahingehend ergänzt wurde, dass die Trasse und die Brückenbauwerke so ausgebildet werden sollten, dass problemlos aktive Lärmschutzmaßnahmen hergestellt werden können.
Der Landesbetrieb hingegen sieht diese Forderung als erfüllt an, da nach seiner Ansicht die notwendige Anzahl an täglich, verkehrenden Fahrzeugen nicht so hoch sei, als das aktive Lärmschutzmaßnahmen erforderlich wären. Darüber hinaus böte die aktuell geplante Trasse wegen ihrer Gesamtbreite auch keinen Raum dafür. Weiterhin haben wir uns dafür eingesetzt, die neu anzulegenden Landwirtschaftswege entlang der neuen Trasse zu bauen, um damit ebenfalls die Anwohner vor unnötigen Lärmbelastungen zu schützen. Auch dieser Vorstoß wurde kategorisch abgelehnt und führte in unseren Reihen zu weiterem Unbehagen. Im Laufe der folgenden Diskussionen innerhalb des SPD- Ortsvereins und der SPD-Fraktion wurde überdeutlich, dass die Umsetzung der jetzigen Planung nur einen Vorteil bringt:
Die Dinstühler Str., der Markt und die Gladbacher Str. bis hin zur Autobahnauffahrt werden teilweise entlastet.
Demgegenüber sehen wir folgende Nachteile:
- Durchschneidung eines zusammenhängenden Wald- bzw. Naherholungsgebiets
- Lärmbelästigung der Anwohner durch Verzicht auf passiven Lärmschutz
- Wesentliche Verschlechterung der Verkehrssituation in Doveren. Für LKW aus dem Gewerbegebiet Baal ist die derzeitige Situation unbefriedigend. Nach der oft langen Wartezeit an der Ampel in Baal schließt sich eine lange Steigung auf der B57 an, die für beladene LKW nur langsam zu befahren ist. Es ist zu erwarten, dass viele LKW um Zeit zu sparen dann die Route über Doveren und die L364n nutzen werden (dies ist
- bereits heute teilweise der Fall). Dieser Verkehr ist im Schallgutachten der Planfeststellung nicht berücksichtigt.
- Als Ersatz für den entfallenden Wirtschaftsweg (Trasse der L364n) sind sowohl auf Hückelhovener Seite (zwischen Husaren- und Hückelhovener Str.) als auch auf Doverner Seite (zwischen L117 und Waldkindergarten) Wirtschaftswege geplant. Diese Wege wurden auf Forderung der Landwirte hin geplant. Die Einwände der betroffenen Bürger wurden demgegenüber als nachrangig angesehen und abgewiesen.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum die Wirtschaftswege nicht direkt an der Neubautrasse L364n gebaut werden. Da die Hückelhovener Str. tiefer gelegt wird, wäre der Flächenverbrauch zur Anbindung der Wirtschaftswege geringfügig erhöht; die Belastung der Bürger demgegenüber wäre allerdings deutlich geringer. Auf Hückelhovener Seite könnte der Wirtschaftsweg sogar vollständig entfallen, da die entsprechenden landwirtschaftlichen Flächen auch über die Husarenstr. erreichbar sind. - Der heute über den noch vorhandenen Wirtschaftsweg und den Fußweg am Waldrand mögliche Zugang zu Sportplatz und vor allem Spielplatz in Doveren entfällt.
Die geplante Wildbrücke am oberen Waldrand stellt dazu keine Alternative dar.
- Negative Auswirkungen auf den Waldkindergarten
Resümee:
Es ist dringend notwendig, mehr als zwanzig Jahre nach dem konkreten Planungsbeginn der L364n und fast fünfzehn Jahre nach Planfeststellung die Planungsgrundlagen gemäß heutigen Kriterien z.B. durch konsequenter Berücksichtigung von Umweltaspekten zu aktualisieren und die getroffenen Festlegungen zu überprüfen.
Ohne Weiterbau der L364n als Umgehung Hilfarth macht der erste Bauabschnitt wenig Sinn, da die Verkehre von und nach Hilfarth, Brachelen, Lindern etc. z. T. weiterhin die Dinstühler- und Gladbacher Str. nutzen werden.
Für den Weiterbau beginnt gerade erst die Planung. Es gibt noch keine Trasse. Es wird unserer Meinung nach noch etwa 10 Jahre dauern, bis ein Weiterbau erfolgen kann. Sollte tatsächlich die Umgehung Hilfarth gebaut werden, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Weiterbau zur Anbindung des Gewerbegebietes Lindern erfolgt.
Der gesamte Verkehr würde dann über Hückelhovener Gebiet über diese Straße ohne Schallschutz laufen.
Aus den genannten Gründen wird die SPD Fraktion die übrigen Parteien im Rat der Stadt Hückelhoven auffordern, sich unserer Argumentation im Sinne der Hückelhovener Bürgerinnen und Bürger anzuschließen und per Beschluss die Verwaltung zu beauftragen, alle erdenklichen und rechtlichen Maßnahmen zu ergreifen das Bauvorhaben in seiner jetzigen Form zu stoppen!Zumindest bis eine Ortsumgehung Hilfarth gesichert ist und eine Kosten/Nutzen Analyse glaubhaft machen kann, dass der große Natur- und Ressourcenverbrauch gerechtfertigt ist.
(Pressemittteilung vom 20. November)